Neuer Cat Motorgrader 140M3 hält bei Firmengruppe Haider auch bedingt durch neue Motorentechnik Einzug.
2014 hat die Europäische Kommission ein Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen Österreich eröffnet. Im Juni hat der Ministerrat vier Vorhaben für den Umweltschutz in Österreich in die Wege geleitet – somit startet die Bundesregierung mit der Umsetzung des Umweltpaketes, um dem Verfahren gegen die Vertragsverletzung ein Ende zu setzen. „Im Mittelpunkt der Anpassungen steht eine verantwortungsvolle Stärkung des Umweltschutzes. Umweltschutzanliegen und ein attraktiver Wirtschaftsstandort sind keine Gegensätze, sondern in der richtigen Balance eine Grundlage für die Nachhaltigkeit“, so Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger. Das Umweltpaket enthält eine Neufassung des Imissionsschutzgesetz-Luft, um 2018 die EU-Richtlinie zur Reduktion der Emissionen in nationales Recht umzusetzen. Das hat Konsequenzen für den Einsatz von Baumaschinen, die den rechtlichen Vorgaben gerecht werden müssen. Für die Unternehmensgruppe Haider und ihrer Bau-Sparte mit Sitz im österreichischen Großraming bestimmte sie die Investitionsentscheidung in einen neuen Cat Motorgrader 140M3.
Dieser ging erst eine Debatte über die Maschinengröße voraus: zwischen einem Cat 120M2 und dem nächst größeren Cat 140M3 liegen gerade einmal knapp zwei Tonnen an zusätzlichem Gewicht Differenz. Während der eine an die 18 Tonnen auf die Wiege bringt, sind es bei dem anderen an die 20 Tonnen Einsatzgewicht. Dafür gibt es einen entscheidenden Unterschied: die Motorentechnik. Die Baureihe M3 basiert auf der EU-Stufe IV. „Emissionen zu senken, wird in Österreich immer wichtiger, bedingt durch die hohen Umweltauflagen und das Imissionsschutzgesetz-Luft“, so Franz Ratzenböck, Niederlassungsleiter in Linz bei Zeppelin Österreich, der die Unternehmensgruppe Haider betreut. „Wir kaufen nur noch Geräte mit neuester Motorentechnik, welche die Vorgaben erfüllen, da wir auch viele Arbeiten für die öffentliche Hand ausführen, wo die Auflagen besonders hoch sind. Daher haben wir uns für die stärkere Version entschieden“, stellte Klaus Haider, Geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens und verantwortlich für Fuhrpark, Werkstatt und Einkauf, dar. Er ist einer von neun Familienmitgliedern, die als Vertreter der zweiten und dritten Generation der Firmengründer Franz, Johann und Erwin Haider den internationalen Firmenverbund mit über 80 Unternehmen und Beteiligungen vom Ennstal aus führen.
Der neue Cat Acert-Diesel-Motor C9.3 sorgt für mehr PS beziehungsweise kW und das zeigt sich in der Praxis in höherer Leistung. „Der Grader liefert mehr Schub und eine bessere Qualität ab. Wir haben aber auch eine Top-Ausstattung gewählt“, so Klaus Haider. Das bezieht er vor allem auf die Kabine, die er zur Kategorie „Deluxe“ zählt. Aufgrund der Straßenzulassung und Paragraf 39 wurde die Breite des Frontschildes reduziert, um die Baumaschine auf der Straße ohne Extrabescheid fahren beziehungsweise transportieren zu können.
Erhältlich ist die Baumaschine bei Zeppelin darüber hinaus als Allrad. „Unsere Fahrer nutzen kleine Wenderadien. Wir erstellen damit Wald- und Forstwege und brauchen dafür eine große Wendigkeit. Wegen des kleineren Wendekreises haben wir uns für die konventionelle Antriebsart entschieden, obwohl wir über Allrad als Option erst einmal diskutiert haben“, meint Leopold Schenkermaier, Leiter der Abteilung MTA. Der Motorgrader dient zum Anlegen eines Planums für Parkplätze und Industrieflächen. Der neue Motorgrader wird vor allem im Bereich Infrastruktur und beim Bau von Autobahnlosen eingesetzt, so wie derzeit vor den Toren Wiens bei der Umfahrung der A5 Nord/Weinviertel. Diese ist fünf Kilometer lang und wird als ampel- und kreuzungsfreie Umfahrungsstraße errichtet. Ausgerüstet wurde der Cat 140M3 mit einem Ripper samt fünf Zähnen.
Der Motorgrader ist vorgerüstet auf 3DGPS – mit Steuerungen arbeiten an die 42 Baumaschinen bei der Firmengruppe, darunter vier Grader, sieben Schubraupen, 30 Bagger und ein Bohrgerät. Die Zeppelin Niederlassung Linz lieferte ihr den Cat 140M3 mit der Vorrüstung aus – Partner Sitech baute sie auf. „Steuerungen sind im Aufwind. Große Firmen arbeiten schon längst damit und setzen sie bei ihren Subunternehmen voraus. Daher ziehen immer mehr kleinere Betriebe nach“, so die Beobachtungen von Franz Ratzenböck. Die Unternehmensgruppe Haider zählt dabei als Vorreiter. Bereits vor 15 Jahren wurden die Weichen dafür gestellt. Bei einem Grader und einer Schubraupe hielten die ersten Maschinensteuerungen Einzug auf der Baustelle. Inzwischen kommen Baumaschinen wie diese kaum noch ohne Maschinensteuerungen aus. „Grundsätzlich sind sie produktivitätssteigernd. Unserer Erfahrung nach haben sie sich vor allem im Wasserbau bewährt. Dort sind sie am effizientesten, da es dort schwierig ist, Vermessungsarbeiten durchzuführen und zu dokumentieren. Da könnte sich ein Fahrer sonst nur mühsam vortasten“, erklärt Leopold Schenkermaier. Die Bausparte beschäftigt zwölf Vermesser und an die 80 Maschinisten. „Steuerungssysteme wie Grade Control erfordern ein Umdenken des Fahrers. Aber auch Disponenten müssen Maschineneinsätze so planen, dass die Baustellen die Voraussetzungen dafür erfüllen. Steuerungen werden die Arbeitsweise in Zukunft wesentlich verändern. Früher gab es ein Team an Vermessern auf der Baustelle, die das Einmessen der Pflöcke vornahm. Heute können die Geländemodelle im Büro erstellt und dann per USB-Stick oder Datenleitung DNL auf die Baumaschinen überspielt werden“, so Franz Ratzenböck. Das sind Begleiterscheinungen, die auch bei der Firmengruppe Haider zum Tragen kommen. „Das Abstecken fällt in 80 Prozent der Fälle weg“, so der MTA-Leiter. Dafür wird die Datenaufbereitung immer wichtiger, um die sich ausschließlich zwölf Mitarbeiter kümmern.
Wird die 3D-Steuerung beim Cat 140M3 nicht benötigt, kann sie für andere Geräte genutzt werden. Steht kein oder nur unzureichend GPS-Empfang zur Verfügung, kann der Grader auf ATS zurückgreifen – dazu ist dann eine Totalstation als Basis nötig. Bei Haider sind inzwischen 17 Stück davon im Einsatz. „Weil wir auch einige große Baumaßnahmen abwickeln, braucht es mitunter zwei Ausführungen auf einer Baustelle. Vor allem ist man so wesentlich beweglicher“, so Leopold Schenkermaier.
Flexibilität ist im Maschinenpark das A und O. Das erklärt dann auch die Strategie im Fuhrpark, die ganz auf Eigentum setzt. „Somit sind wir unabhängig “, macht Klaus Haider deutlich. Das Geld, das etwa auf den Baustellen verdient wird, wird umgehend wieder reinvestiert. Zur flexiblen Ausrichtung passt die vor Kurzem erfolgte Umstellung auf das Schnellwechslersystem OilQuick. Insbesondere im Forststraßenbau wird mit einer Vielzahl von Anbaugeräten gearbeitet, wo ein effizienter Wechsel der Werkzeuge erforderlich ist. „Wir haben eine Zeit lang überlegt, aber das System ist vom Aufbau am besten“, so Klaus Haider. In der eigenen Werkstatt, ausgerüstet mit drei Montagegruben, zwei Hebebühnen und einem Bremsenprüfstand, können die Mitarbeiter den Schnellwechsler selbst aufbauen und entsprechende Schweißarbeiten durchführen. Fünf Monteure sind ständig unterwegs, um die Geräte zu warten, zu reparieren und betriebsbereit zu halten. So ist es möglich, dass ein 80-Tonnen-Bagger in Form des Cat 375 immerhin schon 25 000 Betriebsstunden aufweist und aufgrund guter Pflege noch heute zu hundert Prozent seinen Dienst versieht.
Die Bausparte der Unternehmensgruppe ist nicht nur in Österreich im Bereich Erd-, Straßen-, Tief-, Beton- und Brückenbau aktiv, sondern auch im angrenzenden Ausland. Derzeit wird zusammen mit dem Arge-Partner Porr an der tschechischen Grenze im Zuge eines Kraftwerkbaus eine Million Kubikmeter Erdmasse bewegt. Zu den aktuell größeren Bauvorhaben zählt das Klärwerk in Wien, für das die Firmengruppe den Erdbau und die Betonarbeiten übernimmt. Auftragswert: rund 65 Millionen Euro. Etwa die Hälfte des Umsatzes wird im Baugeschäft von rund tausend Mitarbeitern erwirtschaftet. Insgesamt kann die Haider-Gruppe mit ihren Industrie-Beteiligungen, der Forst- und der Energiesparte auf insgesamt rund 2 200 Beschäftigte zählen. Das Personal kommt in der Regel aus der Region. Ortsverbunden zu sein, ist eines der wesentlichen Eckpfeiler der Firmengruppe, die breit aufgestellt ist. Selbst ein Bestattungsunternehmen gehört zum Firmenverbund. Diversifikation ist eines der Erfolgsgeheimnisse.
Sonja Reimann/Baublatt/Zeppelin